Vlastimil Hort beweist starke Kondition – beim Spielen und Lesen
Respekt vor diesem Mann! Großmeister Vlastimil Hort zog in Hof alle Register, spielte erst viereinhalb Stunden ein Simultan. Dann machte er nahtlos weiter mit einer Lesung aus seinem neuen Buch.
Der 75-Jährige brauchte an diesem Freitagnachmittag nicht viel als Nervennahrung: zwei Tassen Kaffee – “die sind mein Doping” – und ein Stück Stollen. Trotzdem schaffte er es, die Konzentration mehr als fünf Stunden lang hoch zu halten. Die Veranstalter vom Schachbezirk Oberfranken, tatkräftig unterstützt vom PTSV-SK Hof und von der Buchgalerie im Altstadthof in Hof, waren äußerst zufrieden. Die Teilnehmer, Zuschauer und Zuhörer ohnehin.
Zum Auftakt ein Simultan. Vlastimil Hort wollte nach eigenen Aussagen “zwei, zweieinhalb Stunden” spielen. Er eröffnete an allen Brettern mit e4 und spielte im zweiten Zug Sc3. Mit zwei Ausnahmen: Orang-Utan (b4) kam gegen zwei Jugendliche aufs Brett. Doch aus der Zeitvorgabe wurde nichts. Das lag vor allem daran, dass das Feld der Gegner mit Regionalliga- und Bezirksoberliga-Spielern gespickt war, von denen einige eine DWZ über 2000 aufweisen. So kam es, dass nach drei Stunden 18 von 19 Partien noch voll im Gange waren. Danach ging es aber schnell: Innerhalb der nächsten 90 Minuten entschieden sich alle Duelle zwischen Altmeister und Amateuren. Hort zeigte sich gegen Ende remisfreudig; bei einem der jüngsten Kontrahenten, Connor Koppe von den Naila Knights, stieß er jedoch mit seinem Remisgebot auf Granit: Der 13-Jährige lehnte es frech ab. Letztlich unterlag der Nachwuchsspieler doch im Endspiel, aber die Sympathien der Kiebitze waren ihm gewiss. Zwei Gegner gingen als Sieger von den Brettern: Viktor Schindler (PTSV-SK Hof) und Toralf Kirschneck (FC Marktleuthen).
Nahtlos schloss sich eine Lesung an. Vlastimil Hort stellte sein druckfrisches Buch “Meine Schachgeschichten” vor. Drei von 64 Anekdoten gab er zum Besten, garniert selbstverständlich mit zahlreichen humorvollen Anmerkungen. Anschließend fand sein Werk starken Absatz, und Hort kam mit dem Signieren kaum hinterher.
Das “Auf Wiedersehen” nach einem langen, intensiven Schachtag war vom Großmeister wohl nicht nur so dahingesagt. Er kommt, wie er meinte, gerne wieder einmal nach Oberfranken. Es wäre uns eine Ehre!
Bilder vom Simultan gibt es bei der Frankenpost (von Thomas Neumann).
Fotos von der Lesung stammen von unserer Frauenschach-Beauftragten Stefanie Birke: