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Vier Oberfranken auf der deutschen Meisterschaft in Willingen [UPDATE2: weiterer Bericht]

Auf der deutschen Jugendeinzelmeisterschaft in Willingen war Oberfranken mit vier Jugendlichen vertreten.

von links: Verena Kolb, Tobias Kolb (beide SV Seubelsdorf), Noah Kamleiter (TSV Bindlach), Lukas Köhler (SC Bamberg)

Bild von Ulrike Pfadenhauer

Tobias Kolb gibt im Anschluss einen Bericht über seinen Sieg gegen den Großmeister Niclas Huschenbeth:

Niclas hat mich in der Eröffnung im 8. Zug (Ld3) überrascht. Üblich ist es, in dieser Caro-Kann-Variante gleich h5 zu spielen und dann Ld3. Aber nach ein bisschen Überlegung war mir schnell klar, dass der Unterschied nicht allzu groß ist. Also fuhr ich ganz normal mit der Eröffnung, wie sie mir bekannt war, fort. Nach seinem 14. Zug (Se4) kam ich auf die Idee, sofort c5 zu ziehen. Normalerweise erfolgt dieser Vorstoß erst nach dem weißen Zug c4, aber in dieser Stellung schien es mir sinnvoll, sofort c5 zu ziehen, weil Niclas‘ Dame in meiner Turmlinie stand und ich vielleicht weiteren Druck ausüben könnte. Nach dem 15. Zug (Dc4) gab es für mich einiges zu berechnen. Die erste Frage war, was passiert, wenn ich nun einfach den Bauern schlage würde. Nach kurzem Berechnen stellte ich fest, dass er meine Dame schlagen und den Springer auf e5 stellen wird. Dann würde der Bauer auf f7 geschlagen und dadurch meine Stellung unangenehm werden. Also überlegte ich, wie ich das e5-Feld decken kann. Ich sah Sg4, und dieser Zug hat mir sehr gefallen. Einerseits greift er nämlich den Bauern auf f2 an, andererseits deckt er das e5-Feld, sodass ich ebenfalls drohe, seinen d4-Bauern zu schlagen. Als Niclas an mein Brett kam, überlegte er etwas länger und schlug schließlich auf c5. Dies hat mich zuerst sehr verwundert, weil ich auf f2 mit Qualitätsgewinn schlagen konnte. Ich weiß nicht, ob er die Qualität für Gegenspiel gegeben oder ob er es einfach übersehen hat. Auf jeden Fall habe ich die Qualität genommen, als ich nichts Konkretes für ihn gefunden habe. Nach ein paar guten Zügen von mir spielte er im 20. Zug Lf4, was ich natürlich gesehen hatte und, wie geplant, dann mit Ld6 beantwortet habe. Überraschenderweise hat er dann seine Dame für Turm und Läufer geopfert. Nun war mir definitiv klar, dass ich besser stehe. Die Frage war nur: Wie viel stehe ich besser und reicht es für den Sieg? Ich habe natürlich gesehen, dass er Gegenspiel auf der 7. Reihe bekommt und sein Angriff mit den aktiven Figuren gefährlich werden könnte; also opferte ich einen Bauern für die offene Turmlinie und spielte danach 24. Db5. Nun musste viel gerechnet werden. Im 27. Zug spielte er dann c6. Sein Trick war, dass er nach meinem Schlagen Springer d4 spielte und nun sicherlich dachte, ich müsse meine Dame opfern, um nicht Matt zu gehen. Allerdings hat er die Kombination Df1 vermutlich nicht gesehen. Mein Gegner kann mit seinem König nur auf b2 ziehen. Falls er auf a2 geht, fällt sein Springer nach Dc4+. Also folgte nach Kb2 Df6, was mir schließlich den Sieg bescherte. Er gab auf. Wie der Computer später angezeigt hat, habe ich fast immer die besten Züge gefunden, was bei so starken Spielern natürlich erforderlich ist, um zu gewinnen. Also kann ich abschließend sagen, dass es eine sehr gelungene Partie war.

Die Partie kann hier heruntergeladen werden.

 

Als bayerischer Meister der U16 qualifizierte sich Lukas Köhler (SC Bamberg) für die deutsche Meisterschaft:

Nach meinem erfolgreichen Titel bei der „Bayerischen“ wollte ich auch auf der Deutschen Meisterschaft angreifen und mich im Vergleich zum Vorjahr etwas steigern, zumal ich dieses Jahr mit dem jüngeren Jahrgang (2004) zusammen in der U16 spielte.

In der ersten Runde bekam ich mit dem an Nummer vier gesetzten Andrei Trifan direkt einen sehr starken Gegner mit einer DWZ von rund 2250. Mit den weißen Steinen hatte ich nach der Eröffnung eine sehr starke Stellung, die ich mit weiteren genauen Zügen in eine Gewinnstellung umwandelte. Leider unterschätzte ich meine Stellung und nahm im 23. Zug das Remisangebot an, da auch meine Bedenkzeit knapp wurde (6 Minuten für 17 Züge).

In der zweiten Runde wurde mir mit Niclas Hommel ein nominell schwächerer Gegner zugelost, der mich sehr früh überraschte, da er eine eher ruhige Eröffnung wählte. Durch meine überambitionierten Züge stand ich schnell hinten drin und konnte diese bittere Niederlage, auch aufgrund von präzisen Zügen meines Gegners, nicht abwehren.

Gegen Marius Fromm spielte ich mit Weiß ein sehr scharfes Gambit, in dem sich mein Gegner leider deutlich besser auskannte als erwartet und es mir regelrecht widerlegte. Ohne große Chancen musste ich bereits im 23. Zug die Waffen strecken.

In Runde 4 spielte ich mit Schwarz gegen Florian Biermann. Mir gelang es, einen entscheidenden Bauerndurchbruch im Zentrum durchzusetzen und stand bereits nach der Eröffnung sehr gut. In der Folge konnte ich auf der h-Linie einen starken Angriff entwickeln und mit entgegengesetzten Rochaden eine Gewinnstellung erreichen. Leider verteidigte sich mein Gegner zäh und letztendlich musste ich mich nach der Zeitkontrolle mit einem Remis begnügen.

Als nächsten Gegner hatte ich Jan Joshua Buller. Mit Schwarz konnte ich ihn recht früh überraschen und mir einen guten Zeitvorteil sichern. Glücklicherweise nutzte er eine Unachtsamkeit meinerseits im neunten Zug nicht aus, was mir einen glatten Bauern gekostet hätte. Es entstand eine ausgeglichene Stellung, die ich ein wenig überschätzte. Mein weit vorgerückter Bauer war eher eine Schwäche als ein starker Vorposten und so konnte ich letztendlich mit dem Remis zufrieden sein.

Gegen Simon Burian in Runde 6 verlief die Eröffnung leider nicht nach Plan, denn nach einem ungenauen Zug wurde die Stellung schwierig. Mein Gegner übte großen Druck aus und in der Folge erwies ich mich als „schachblind“. Ich übersah an einer Stelle zwei offensichtliche Dinge und stellte so einzügig die „Quali“ ein. Mit Glück und guter Verteidigungsarbeit rettete ich mich ins Remis, da mein Gegner seine Figuren recht unkoordiniert hinstellte.

Nach Runde 6 hatte ich mit 2 Niederlagen und 4 Remis ein bis dato schwaches Ergebnis und wollte jetzt gegen den Letztplatzierten auf der Setzliste Tilo Rietschel, der jedoch ein sehr starkes Turnier spielte, den vollen Punkt holen. Die Eröffnungsvorbereitung kam aufs Brett und so war ich recht optimistisch. Das änderte sich wieder, als mein Gegner mich mit einer Reihe von Computerzügen hinten rein drückte und nah an einer Gewinnstellung war. Ich verteidigte mich dann allerdings gut und mir gelang es in der Zeitnotphase das Blatt zu wenden und die Partie für mich zu entscheiden.

Auf Runde 8 freute ich mich besonders, denn mit Tobias Röhr bekam ich einen nominell starken Gegner, der aber ein schwaches Turnier spielte und wir eine scharfe und gefährliche Variante mit Weiß vorbereitet hatten. Leider erkrankte mein Gegner und musste das Turnier vorzeitig beenden, sodass ich kampflos gewann.

In der letzten Runde wollte ich noch einmal gegen Tobias Kölle (DWZ > 2200) punkten. Ich bekam meine Vorbereitung aufs Brett und ich erreichte eine angenehme Stellung mit leichtem Vorteil, in der ich mich nicht sicher genug fühlte (auch zeitlich bedingt) und deswegen frühzeitig Remis vereinbarte.

Mit 4,5/9 ist das Turnier nach einem miserablen Start doch noch einigermaßen vernünftig ausgegangen. Auch wenn ich in dem Turnier nicht mein bestes Schach zeigte, war es wieder eine tolle Erfahrung, sich mit den besten Spielern meiner Altersklasse messen zu dürfen und freue mich auf die kommenden Meisterschaften.

 

Im Folgenden gibt Noah Kamleiter (TSV Bindlach) seine Eindrücke wieder:

Da die Bayerische für Noah in diesem Jahr eher unglücklich verlief, entschied er sich dazu in Willingen bei der offenen Meisterschaft anzutreten. Doch die Frage war: Im C-Open eher vorne mitspielen oder im B-Turnier sehr weit hinten als Jüngster starten und viel lernen? Noah entschied sich fürs B Turnier und startete als einziger 2010 geborener im starken Teilnehmerfeld des B Opens.

„Mein Turnier verlief mit Höhen und Tiefen. Ich habe mir oft super Stellungen auch gegen viel stärkere Gegner erspielt, aber dann meistens noch nicht verwerten können. Ich lerne aber aus den Partien, dass, wenn ich etwas mehr habe, ich mich noch mehr konzentrieren muss und noch länger reinschaue, damit ich auch in den super Stellungen den bestmöglichen nächsten Zug finde.

Stolz bin ich auf die Taktik in der Partie gegen Alexander Hofmann (DWZ 1631) im 15. Zug. Diese Partie spielte ich auch souverän zu Ende.  Schaut sie euch selbst an!“

Die Partie kann hier heruntergeladen werden.

 

 

 

 

 

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